Die Studie arbeitet anhand einer Analyse der Debatten der intellektuellen Neuen Rechten in Deutschland zu Beginn der 90er Jahre Strategien, Ziele und Charakteristika des neu-rechten Projektes heraus und versucht hierüber den politisch-gesellschaftlichen Ort der Neuen Rechten in der Bundesrepublik neu zu bestimmen. Dies geschieht anhand der Münchner Theoriezeitschrift ‘Criticón’, die, neben der ‘Jungen Freiheit’, als paradigmatisch für das politisch-publizistische Wirken der Neuen Rechten in der Bundesrepublik anzusehen ist. Das besondere Augenmerk der Untersuchung richtet sich auf die Positionierung der Neuen Rechten in den Auseinandersetzungen über die innen- wie außenpolitische “Normalisierung” des neuen deutschen Nationalstaates. “Normalisierung” bezeichnet in diesem Zusammenhang die zu Beginn der 90er Jahre von einem wachsenden Teil der politischen Klasse geforderte Abkehr von den der Erfahrung des Nationalsozialismus entspringenden Prinzipien der Nachkriegszeit. In den politische-kulturellen Debatten um Vergangenheit und Zukunft der “Berliner Republik” ergeben sich wechselseitige Annäherungen zwischen dem etablierten Diskurs in Politik und Medien und den neu-rechten Ideologemen. Im Zeichen einer um sich greifenden Suche nach Neuorientierung am nationalen Paradigma kann die Neue Rechte ihr Anliegen einer Entghettoisierung der deutsch-nationalen Tradition wirkungsvoll in die öffentliche Debatte einbringen und erstmals Fürsprecher aus anderen politischen Lagern für sich gewinnen. Vor diesem Hintergrund akzentuiert sie ihre politischen Zielsetzungen schärfer und orientiert offensiv auf einen Elitenwechsel im vereinten Deutschland. Die Studie kommt zu dem Schluß, daß die Neue Rechte nicht nur als “Stichwortgeber” eines neo-nationalen Diskurses fungiert, sondern gleichermaßen als Indikator fundamentaler Veränderungen in der politischen Kultur der Bundesrepublik zu verstehen ist.