Zum Verständnis der europäischen Integration und der Politiken der EU sind Kenntnisse über Frankreichs Europapolitik unerlässlich. Der Band stellt Kontinuität und Wandel der französischen Europapolitik von den Anfängen bis heute dar. Er analysiert die französische Europapolitik schwerpunktmäßig seit dem Amtsantritt Mitterrands. In diesem Zeitraum hat sich Frankreichs Europa-Engagement wesentlich gewandelt und vertieft, denn Mitterrand hatte erkannt, dass Frankreichs internationale Bedeutung von einer handlungsfähigen EG/EU abhängig geworden war. Entsprechend beugte er sich bei den Vertragsreformen, die in seine Amtszeit fielen, der Notwendigkeit institutioneller Neuerungen. Sein ursprünglicher Widerstand gegen die Osterweiterung zeigt jedoch, dass ihm sehr an der Verteidigung der europapolitischen Rolle Frankreichs gelegen war. Der seit 1995 amtierende Neo-Gaullist Chirac hatte zunächst deutliche Schwierigkeiten, die weitreichende Einbindung seines Landes in die EU zu akzeptieren. Doch die herannahende Währungsunion und Osterweiterung zwangen auch ihn zunehmend zu einem pro-europäischen Kurs. Im Kontext des die EU tief spaltenden aktuellen Irak-Konflikts hat er zusammen mit Deutschland gar eine Vorreiterrolle für mehr Integration übernommen, deren Tragfähigkeit sich allerdings erst in der Zukunft wird erweisen können.